Neubau Kindertagesstätte Montessori
Bauherr
Montessori-Fördergemeinschaft Borken e.V.
An der Aa 19-21
46325 Borken
Baujahr
2018
Bauzeit
8 Monate (April 2018 – November 2018)
Bauweise
Holzrahmenbauweise
Nutzfläche
800,00 m²
Nutzer
10 Erzieher & 75 Kinder
Die Stadt Borken erfreut sich seit Jahren steigender Kinderzahlen. Um den Anforderungen und den Wünschen der jungen Familien gerecht zu werden, wurde kräftig in die Infrastruktur der Kinderbetreuung investiert. Ein Baustein der unterschiedlichen Maßnahmen ist die Unterstützung beim Neubau einer 4-gruppigen Kindertagesstätte für Montessori. Der Träger des Montessori betreibt seit über 35 Jahren in Borken aktiv ein Kinderhaus. Durch die räumlichen Nachteile am alten Standort konnte nun im Gewerbegebiet der Stadt Borken ein Grundstück bebaut werden, welches durch die Größe und Lage am Rand der Stadt einen idealen Ort für die Kinderbetreuung bietet.
Mit dem Grundstück im Gewerbegebiet geht der Träger und die Stadt Borken einen neuen Weg, um den Anforderungen der Vereinbarkeit zwischen Kind und Beruf gerecht zu werden.
Die Lage am Naturschutzgebiet Lunsberg und Hombornquelle bietet den Idealen Rahmen für den Neubau. Für die Kinder und Erzieher ergeben sich mit der Lage weitläufige Erkundungs- und Abenteuertouren durch die angrenzenden Wiesen- und Waldlandschaften.
Dadurch, dass die Architektur im Dialog stehen sollte mit der Umgebung war es auch naheliegend, den ökologischen Ansatz bei der Wahl des Grundstücks auch in der Bauweise widerzuspiegeln. Mit der Firma Holzbau Schöttler konnte ein Unternehmen gewonnen werden, welches auf eine langjährige Erfahrung im Holzbau verweisen kann.
Im Zusammenarbeite mit den Erziehern, der Elterninitiative und den Planern ist ein Gebäude entstanden, welches neben den ökologischen auch die pädagogischen Ansprüche im Blick hat. Das Kind wird in den Mittelpunkt gestellt, um sich frei und eigenaktiv zu entwickeln und die entscheidenden Schritte seines seelischen und geistigen Wachstums gehen zu können.
Das Gebäude besteht aus vier klassischen Häusern. Diese werden durch einen Riegel miteinander verbunden. Jede Gruppe bewohnt eines dieser vier Häuser, in denen sich alle nach dem Raumprogramm des LWL geforderten Räumlichkeiten befinden. Der große Gruppenraum öffnet sich zum Außengelände und bietet den Kindern zudem Blickkontakte in die anderen Gruppenhäuser.
Durch die offene und lichtdurchflutete Bauweise, einhergehend mit der offenen Dachstruktur wird eine zweite Ebene ermöglicht, die jeweils über eine Holztreppe erreicht werden kann. Hier finden sich Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder und individuelle Spielangebote. Die unterschiedlichen Blickwinkel auf das Außengelände und die Spielkameraden verstärkt das Gefühl von Freiheit und unbegrenzten Möglichkeiten.
Die großen Fensterfronten bieten einen Blick in die Natur und die Möglichkeit, die Umgebung zu jeder Jahreszeit in all ihren Facetten wahrzunehmen.
Der verbindende Riegel ist als Flachdach ausgeführt und endet auf der einen Seite in dem Mehrzweckraum und auf der anderen Seite an den Gruppenraum der unter 3-jährigen Kinder. Der Flur ist Begegnungs- und Bewegungsstätte, Garderobe und Treffpunkt für Kinder, Eltern und Erzieher. Die Fläche bietet in ihrer Größe und Ausführung ein hohes Maß an Nutzungsmöglichkeiten.
Die Gruppen öffnen sich zu diesem Riegel und ermöglichen den Austausch der Kinder untereinander, egal in welchem Alter.
In dem Verbindungsriegel sind neben dem großzügigen Flur und den Schmutzschleusen, die zwischen den jeweiligen Häusern einen Zugang zum Außenbereich ermöglichen, auch die Nebenräume untergebracht. Zu den Sanitärräumen, den Personal- und Abstellräumen findet sich eine professionell ausgestattete Küche, in der täglich das Essen frisch zubereitet wird.
Aus dem Verbund die vier klassischen Gruppenhäuser sticht das der Gruppe mit den ältesten Kindern. Dieser Gebäudeteil ist in seiner Höhe so ausgeführt, dass eine zweite Ebene Platz bietet für die erforderlichen Personalräume. Neben dem Aufenthaltsraum für die Mitarbeiter, einem Besprechungsraum für die allgemein anfallenden Anforderungen und den Hauswirtschaftsräumen bietet die Fläche zudem eine Empore für die Gruppe der Ü3-Kinder.
Dieses Gebäude ist im Gegensatz zu den andern drei Häusern in Bezug auf den Querriegel durchgesteckt und ermöglicht so die Funktion als Haupteingang.
Die drei niedrigeren Satteldachhäuser enden auf der Dachfläche des Flachbaus, ohne vorher noch einmal en Flur gequert zu haben. Durch das Satteldach erfährt der Flur ein räumliches Spiel und gleichzeitig bietet sich die Möglichkeit der Belichtung und Belüftung der Flurbereiche durch Dreiecksfenster im Giebel der Häuser.
Das Gebäude zeichnet sich durch das Zusammenspiel zwischen Licht und Höhe aus. Und durch die Typologie des klassischen Einfamilienhauses wohnt das Kind scheinbar in seinen eigenen vier Wänden.
Materiell sind die baulichen Körper voneinander abgesetzt. So ist der Riegel als verbindendes Element in seiner Materialität massiver ausgeführt, als die Fassade der vier Häuschen.
Der Klinker hält die offenen und leichten Strukturen der Satteldachgebäude zusammen. Dem gegenüber steht die Holzverschalung der Gruppenhäuser.
Die Farbwahl ist dezent gewählt.
Bietet sich von Seiten der Zuwegung noch ein eher geschlossener, massiver Baukörper, so erfährt dieser aus Blickrichtung des Außengeländes einen offenen und leichten Charakter. Es ist dieses Gefühl von Sicherheit und Freiheit, welches auch Kerngedanke und Grundidee von Maria Montessori ist. Ihr Hauptziel lag darin, Kinder zu einer Selbstständigkeit und zu einem Selbstvertrauen zu erziehen, die ihnen in ihrem späteren Leben von großem Vorteil sein sollte.
Welche besonderen Vorteile bietet dieses Objekt?
Das Gebäude ist in erster Linie entstanden im Zusammenspiel zwischen den späteren Nutzern und dem Planer. Und genau hier liegt ein wesentlicher Vorteil des Gebäudes. Es ist perfekt abgestimmt auf die Bedürfnisse des Nutzers – den kleinen Kindern, die hier über Jahre sich selber entdecken, laufen lernen, die ersten Freundschaften knüpfen und am Ende als selbstständige und selbstbewusste Kinder das Haus verlassen.
Das Gebäude ist kindgerecht, aber nicht kindisch. Es bietet den Kleinen die Möglichkeit, sich selbst zu finden und die Umgebung mitzugestalten. Daher ist das Farbkonzept diesen Ideen angepasst.
Worin lagen die Herausforderungen des Projekts?
Wie so häufig war auch dieses Projekt dem Zeitmangel ausgesetzt. Durch die längere Planungsphase mit einigen Unterbrechungen musste am Ende bei der Ausführung und Umsetzung des Objektes die verlorene Zeit aufgeholt werden.
Durch die Holzrahmenbauweise und der damit verbundenen hohen Vorfertigungsmöglichkeit in witterungsunabhängigen Produktionshallen konnte von Anfang an der Fertigstellungstermin zum Ende des Jahres sichergestellt werden.
So wurden die fertigen Wandelemente mit Innen- und Außenverkleidung im Bereich der Holzverschalung angeliefert und aufgestellt.
Durch die modulare Bauweise und Vorplanung in Bauabschnitte wurde während der Errichtung des dritten Bauabschnittes schon mit den Dachdecker- und Klempnerarbeiten am ersten Bauabschnitt begonnen.
Diese Idee der Bauabschnitte wurde auch im Innenausbau konsequent verfolgt, um einen reibungslosen und zeitlich sauberen Bauablauf sicher zu stellen.
Bei der Auswahl der Handwerksbetriebe wurden die ortsnahen Firmen berücksichtigt, um auch hier dem ökologischen Gedanken gerecht zu werden. Die starke Bindung der Handwerksunternehmen zur Stadt und zu Montessori ermöglichte eine zielführende Zusammenarbeit.
Aber insbesondere der Bauherr, der Montessori-Fördergemeinschaft Borken e.V. und die hier ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter im Rahmen der Baubegleitung sind hier hervorzuheben.
Das Gebäude ist ein Leuchtturmprojekt für die Region. Nicht nur auf Grund der besonderen Lage im Gewerbegebiet, sondern auch in Bezug auf die Ausführung der Holzkonstruktion in Vorfertigung und Qualität.
Die kurze Bauzeit und das perfekte Raumklima innerhalb der neuen Kindertagesstätte zeigen die wesentlichen Vorteile des Holzbaus auf.